Wir wollen mitten hinein in die Pyrenäen, Natur pur erleben. Deshalb steuern wir Valle de Hecho an, in der Provinz Huesca. Die Gemeinde Hecho hat ganze 600 Einwohner, wem das immer noch zu viele Menschen sind, der fährt weiter bis Selva de Oza. Dort ist kein Ort, sondern nur ein Bauernhof, dessen Kühe überall frei herumlaufen.

Natur pur ohne Handy

Am Refugio für Wanderer stellen wir den Camper über Nacht ab. Dort gibt es herrlichen Bergblick, heiße Duschen und ein leckeres Drei-Gänge-Abendessen. Aber kein Wifi und keinerlei Handy-Netz, nur ein Satelliten-Telefon für absolute Notfälle. Eben Natur pur, keine E-Mails, keine Messages, hier ist man wirklich offline. Der Hüttenwirt ersetzt die Wetter-App, morgen werde es sonnig bleiben, versichert er uns. Seinem Wort vertrauend machen wir eine erlebnisreiche Wanderung, zwischen den grasenden Kühen hindurch, über den Bach und durch ein Waldstück voller dicker Baumwurzeln. Am Himmel kreisen die riesigen Gänsegeier und die Berggipfel leuchten in der Sonne, als wir etwas müde, aber sehr zufrieden zum Refugio zurückkehren.

Höllenschlucht Boca del Infierno

Natur pur Höllenschlucht

Schon die Fahrt dorthin ist ein Erlebnis, denn die Straße ist in die senkrechte Felswand gebaut. Daher ist die holprige Fahrbahn schmal wie eine Einbahnstraße. Hier und da gibt es Ausweichbuchten, bis dorthin muss einer der Fahrer bei Gegenverkehr zurücksetzen. Unterwegs kommen Felsüberhänge unserem Dach ziemlich nahe. Spannend ist die Strecke durch die Boca del Infierno auch wegen der gelegentlichen Steinschläge. Die Höllenschlucht trägt ihren Namen zu Recht, faustgroße Brocken auf der Fahrbahn zeugen vom bröckelnden Gestein der Felswand. Die Leitplanke ist an mehreren Stellen heftig eingedellt. Dahinter geht es steil abwärts ins Bett des Rio Aragón Subordán, der tosend über große Felsblöcke spritzt. Für uns ist es die erste Fahrt durch eine Klamm mit unserem Wohnmobil. Kein Problem, sofern man ständig bereit ist, auch mal 200 Meter rückwärts zu fahren. Doch der Albtraum des Wohnmobilfahrers ist das Paradies für Raftingfreunde, auch Canyoningfans haben hier ihren Spaß.

Rush Hour in der Natur

Natur pur Feierabend

Als wir am Refugio ankommen, geraten wir voll in die ländliche Rush Hour. Nachmittags um fünf Uhr haben die Kühe Feierabend und gehen ganz gelassen nach Hause. Auch ohne einen Kuhhirten halten sie sich auf der richtigen Straßenseite und lassen sich vom Gegenverkehr nicht nervös machen. Diese relaxte Haltung im dichten Verkehr sollte man immer bewahren.