Torshavn Faröer Inseln

Unser Tag auf hoher See beginnt mit einem unangenehmen Rollen des Schiffs. Weiße Schaumkronen tanzen auf den Wellen, der Wind hat zugenommen. Der Himmel ist hinter grauen Wolken versteckt, jetzt macht die Seereise nicht mehr ganz so viel Freude. Bevor der Magen rebellieren kann, genießen wir noch die große Auswahl am Frühstücksbuffet. Das fühlt sich nun tatsächlich an wie Urlaub.

Der beste Ehemann von allen amüsiert sich über meine Bedenken, ohne schicke Klamotten an Bord zugehen. Auf einer Nordlandfahrt zählt warm und winddicht einfach mehr als modischer Fummel. Tatsächlich merkt man schnell, dass wir nicht auf einer Kreuzfahrt sind, hier trägt man Northface und Fjällraven statt Gucci und Prada. Die meisten Mitreisenden sind in unserem Alter und wollen mehrere Wochen auf Island und den Faröer Inseln bleiben. In jungen Jahren hat man kaum so lange Urlaub.

Die Umgangssprache an Bord ist Englisch, die Passagiere kommen aus Frankreich oder der Schweiz, Dänemark, Österreich oder Deutschland. Das Bordpersonal spricht sehr gut Englisch, wie die meisten Skandinavier, was den Umgang einfach macht.

Am Nachbartisch wird ein Fernglas gezückt, aufgeregte Rufe macht die Runde. Dann sieht Rainer einen großen Wal springen. Ich verpasse den Moment, kann aber mehrer schwarze Finnen aus dem Wasser ragen sehen. Sie haben eine typische Form, ganz anders als bei Haien, kein Zweifel, hier ist eine ganz Gruppe Wale unterwegs. Dieses unerwartete Erlebnis versöhnt mich fast wieder mit den Unbillen der Seefahrt.

Aber Poseidon oder eine nordische Gottheit ist entschlossen, uns den Tag gründlich zu vermiesen. Das Schiff schaukelt spürbar stärker hin- und her. Beim leichten Lunch versichert mir die Bedienung, die Wellen seien nur auf Stufe 2. Im Winter und während der Frühjahrsstürme hatten sie Stufe 5-7, dagegen sei dies garnichts. Also mir reicht es auch so schon, man wankt nämlich wie ein Betrunkener durch die Gänge. Vorsichtshalber gehe ich in die Kabine zurück und nehme zwei Reisetabletten ein. Sobald die Wirkung einsetzt, ist mir zwar nicht mehr übel, aber ich bin sehr müde und verschlafe den halben Nachmittag.

Erst als wir am frühen Abend Torshavn auf Faröer ansteuern, wage ich mich wieder an Deck. Die bunten Häuser verleihen der kleinen Hafenstadt einen freundlichen Eindruck. Beeindruckend, wie der das große Fährschiff durch den kleinen Hafen manövriert und schließlich rückwärts am Pier anlegt. Der Himmel hängt voller dunkler Wolken, es ist ziemlich kalt geworden. Bestes Wetter für ein Rudertraining, denken sich wohl die sportlichen Faröer. Mehrere 6er mit Steuermann flitzen nur so übers das Wasser, ein spannender Wettkampf.

In Torshavn kommt außer einer Handvoll Offroad Fahrzeuge auch ein Reisebus an Bord. Dann geht es schon weiter nach Island. Morgen hat die Seefahrt ein Ende, um 9:30 Uhr Ortszeit sind wir in Seydisfjördur. Hoffentlich gibt es keine Probleme bei der Einreise. Wir wurden per Durchsage informiert, dass beim PCR Test ein einziger Mitreisender positiv war. Er wurde umgehend isoliert, das Schiff hat eine Quarantänestation. Nun könnte uns allen 5 Tage Quarantäne nach Ankunft blühen. Das entscheidet die Polizei in jedem Einzelfall, warten wir es ab.