Islandpferde

In der Nacht wackelt die ganze Kombi unter den heftigen Böen, morgens macht die Wetter-App keine Hoffnung auf Besserung. Sollen wir trotz Sturm weiter um die zerklüfteten Westfjorde herumkurven? Unser Gefährt ist über 3m hoch und bietet dem Wind reichlich Angriffsfläche. Wir sind flexibel auf unserer Tour, also planen wir spontan um und steuern nach Süden, Richtung Stykkisholmur. Die Fahrt geht zügig über eine geteerte Landstraße. Plötzlich traben ein paar Pferde auf der Fahrbahn. Die frei laufenden Isländer zeigen sich wenig beeindruckt vom Hupen eines Autos und laufen ganz gelassen an uns vorbei. Wir sind erleichtert, das ist nochmal gut gegangen!

Mitten in dieser menschenleeren Gegend begegnet uns ganz unerwartet ein deutsches Pickup-Gespann mit Tischer Kabine. Am Straßenrand berichten uns Harald und Rita aus Reutlingen von ihrer Island Tour, für die sie volle zwei Monate Zeit haben werden. Nach diesem netten Tischertreffeb  geht es weiter Richtung Süden.

In Búdardalur besuchen wir das Leif Eiriksson Center, ein liebevoll gestaltetes Museum, das sich den Fahrten des berühmten Wikingers widmet. Als jugendliche Leseratten haben wir die Abenteuer von Erik dem Roten und seinem Sohn Leif verschlungen. Im Museum wird die Saga von der Entdeckung Grönlands und Vinlands an der amerikanischen Ostküste in Verbindung mit fundierten wissenschaftlichen Erkenntnissen recht spannend per Audioguide erzählt. Eine schöne Ergänzung dazu ist das rekonstruierte Wikinger-Langhaus in Eiriksstadir, dem Geburtsort von Leif Eiriksson. Die Besitzerin, im authentischen Gewand gekleidet, vermittelt einen interessanten Einblick in die Lebensweise der Nordmänner. Sie erklärt was vor 1000 Jahren in Island gekocht wurde, zeigt allerlei Gerätschaften und führt vor, wie man aus der Wolle der Schafe warme Kleidung herstellte.

Am Abend erreichen wir Stykkisholmur, den größten Ort der Halbinsel Snæfellsnes. Wir spazieren hinauf zur Kirche, deren Architektur an ein Wikingerschiff erinnern soll und beschließen, unser Abendessen am kleinen Hafen einzunehmen. Der fangfrischer Kabeljau schmeckt köstlich, ebenso die knusprigen Pommes Frites, die wir sehr vermisst hatten. Mit einem Spaziergang hoch zum Leuchtturm machen wir den Kalorien Beine. Auf dem Plateau genießen wir den schönen Ausblick über den Ort, bevor wir zum Campingplatz zurückkehren.

Stykkisholmur Kirche