Dampfende Schlote und blubbernde Heißwasserquellen erwarten uns in Hveravellir. Ein Abstecher ins Hochland steht an, mehr als 80km über Schotterpisten fahren wir von der Ringstraße nach Süden, fast in die Mitte der Insel. Vorbei am riesigen Stausee Blöndúlon, der zur die Stromerzeugung dient. Das gesamte Seengebiet ist menschenleer, kein Boot auf dem Wasser, keine Ferienhäuser am Ufer, das ist für uns ein ungewohnter Anblick. Nichts besonderes für Island, hier im Hochland mit den graubraunen Schotterwüsten wohnt überhaupt niemand. Diese Landschaft kann man bestenfalls als karg bezeichnen, es wächst nicht mal genug Gras für ein paar Schafe.

Die Piste ist recht gut bearbeitet, wir fahren zwischen 60 – 80 km/h. Man muss die Strecke immer im Blick behalten, manchmal sind größere Steine losgerissen. Oder es gibt tiefe Querrinnen, die ablaufendes Wasser gegraben hat. Jetzt ist der Boden trocken, wir ziehen hundert Meter Staubwolke hinter uns her. Auf der einspurigen Piste gibt es nur wenig Ausweichstellen, für den Fall dass man Gegenverkehr hat. Wer eine auf seiner Seite hat, wartet dort ab, bis der andere Wagen vorbei ist. Nach dieser Regel werden auch die einspurigen Brücken passiert. Auf diesen 80 Kilometern begegnen uns nur 2 andere Allradautos, man winkt sich zu und freut sich, nicht ganz allein auf weiter Flur zu sein.

Der Ranger quittiert die holprigen Partien zwar mit heftigem Rütteln, aber sonst ohne Murren, trotz seiner tonnenschweren Last. Solange die meisten F-Straßen noch gesperrt sind, ist diese Route eine der wenigen, die überhaupt Fahrten ins Hochland ermöglicht. Man sollte sie wirklich nur mit einem echten 4x4Fahrzeug mit ausreichend Bodenfreiheit und geeigneter Bereifung befahren. Hier werden sie als Mountain Car bezeichnet, die üblichen Stadt-SUVs der Vermieter  sind auf solchen Stecken nicht versichert. Ein Kastenwagenfahrer aus Berlin berichtet uns abends am Campingplatz, dass die Flanke seines Vorderrades, mit üblicher Ducato Bereifung, von den scharfen Kanten der Lavasteine aufgerissen wurden. 

Auf den letzten 10 Kilometern wird die Strecke richtig anstrengend. Wir sind im Lavagebiet, enge Kurven führen über steile Anstiege, der Untergrund wird immer ruppiger. Rechts und links der Piste sind die ausgeworfenen Lavabrocken aufgetürmt, schwarz verbrannt und ausgeglüht. Uns Kinder einer Hüttenstadt erinnern sie an die Schlacken vom Hochofen, wahrscheinlich waren sie ähnlich hohen Temperaturen ausgesetzt.

Heiße Quelle

Irgendwann sehen wir vor uns Dampfwolken aufsteigen, jetzt sind wir am Ziel. Eine bewirtschafete Holzhütte, ähnlich wie man sie aus den Bergen kennt und ein geschotterter Parkplatz mit einem Dutzend 4×4 Autos. Uns zieht es zu den rauchenden Solfataren, von denen durchdringender Gestank nach faulen Eiern herüber weht. Über Holzstege spaziert man mitten durch Teufels Küche und schaut in die blubbernden Hotpots, die umrahmt sind von den bunten Ablagerungen der ausgespuckten Mineralien. Ein Minivulkan lässt zischend Dampf ab, wie ein überhitzter Schnellkochtopf. Bei anderen Löchern im Boden scheint sich nichts zu tun, bis plötzlich eine kleine Fontäne hochkocht, so dass man die ausgestrahlte Hitze spürt. Es ist ein spannender Rundgang mit faszinierenden Einblicken.

Das Highlight in dieser Einöde ist der „Badepool“ nach isländischer Art.

Natürlicher Pool
Ein natürlicher Felsenpool gespeist von zwei einfachen Wasserrohren, die beständig  plätschern. Sehr heiß und erfrischend kalt, mischen muss man selbst. Was zu viel ist fließt einfach in den Bach. Da der Hotpot unter freiem Himmel liegt, gibt es eine automatische Kühlung durch den kalten Wind oder auch mal einen Regenguss. Kein Isländer kommt auf die Idee, einen Hotpot unter Dach und Fach anzulegen. Alle Schwimmbäder sind hier Freibäder, trotz der kalten Temperaturen. Für die kostenlose Heißwasserbereitung sorgt überall die Geothermie, deshalb hat auch der kleinste Ort ein Bad. Für uns eine neue Erfahrung, diese nordische Badekultur hat ihren Reiz.