Islandtour Tag 4 – Ankunft

Islandtour Tag 4 – Ankunft

Papageientaucher
Am Morgen des drittes Seetages herrscht überall Aufbruchstimmung an Bord, endlich sind wir am Ziel unserer Reise angekommen. Die Kabine wird schnell geräumt, denn die Einfahrt in den Hafen Seydisfjördur verfolgen wir live wir vom Bug der Norröna aus. Das kleine Städtchen empfängt uns mit wolkenverhangenem Himmel und kühlen 12° Außentemperatur. Egal, unser Pickup Camper wartet schon ungeduldig im Parkdeck. Alle werden in zwei Warteschlangen eingewiesen, mit unsrem grünen Zettel dürfen wir in diejenige, die schneller abgefertigt wird. Gestern Abend mussten wir uns noch einmal für die Einreise registrieren. Aufgrund der zweifachen Impfung erhielten wir diesen grünen Vordruck, den der Beamte kurz zur Kenntnis nimmt. Noch die Impfpässe vorzeigen und den Barcode, der uns nach der Online-Registrierung per Email zugesandt wurde, dann heißt es schon „Welcome to Iceland“.

Wir verlassen das winzige Örtchen und fahren keine 5km, bis der allererste Wasserfall uns zum Fotostop zwingt. Rundherum stehen all die Camper, die wir auf dem Schiff kennengelernt haben. Unterwegs werden wir einige von ihnen immer wieder treffen. Im 5.000 Seelen Ort Egisstadir gibts einen gut sortierten Supermarkt, auf dessen Parkplatz es von europäischen Kennzeichen nur so wimmelt. Der Einkauf gerät zum lustigen Produkteraten, denn man weiß nicht, was für eine Sorte Käse man aus dem Regal nimmt. Die Milch versteckt sich im knalligen Tetrapack, wie unser Orangensaft. Nur wenige Produkte sind in Englisch beschriftet, so dauert es etwas länger bis der Kühlschrank befüllt ist. Dann ziehen wir noch tausende Island Kronen aus dem Bankautomaten und starten nun für alles gerüstet in unseren Traumurlaub.

Es geht in die Ostfjorde, eine Region die bisher nur bei Island Fans bekannt ist. Der Vogelfelsen in Borgarfjordur ist unser Ziel, weil man dort eine Kolonie Papageientaucher ganz aus der Nähe beobachten kann. Die niedlichen Puffins, wie sie hier genannt werden, kommen nur zum Brüten nach Island. Ein sehr schönes Naturerlebnis, zumal der Himmel aufgeklart hat und wir im warmen Sonnenschein über die Treppen zu den Felsen steigen. Das Meer glitzert dunkelblau, in der Ferne leuchten die verschneiten Gipfel einer Bergkette vor dem blauen Himmel.

Wir übernachten auf dem örtlichen Campingplatz und spazieren noch durch den winzigen Fischerort. Die eingeschossigen Häuser mit Blechdach und Schiebefenstern erinnern uns an die amerikanische Bauweise, sehr funktional und pragmatisch. Ein traditionelles Wohnhaus mit Dach aus Grassoden ist heute Museum, aber leider nur von außen zu bewundern. Wir gehen zurück zum Camper, für den ersten Tag haben wir genug gesehen und erlebt.

 

Islandtour Tag 3 – Auf hoher See

Islandtour Tag 3 – Auf hoher See

Torshavn Faröer Inseln

Unser Tag auf hoher See beginnt mit einem unangenehmen Rollen des Schiffs. Weiße Schaumkronen tanzen auf den Wellen, der Wind hat zugenommen. Der Himmel ist hinter grauen Wolken versteckt, jetzt macht die Seereise nicht mehr ganz so viel Freude. Bevor der Magen rebellieren kann, genießen wir noch die große Auswahl am Frühstücksbuffet. Das fühlt sich nun tatsächlich an wie Urlaub.

Der beste Ehemann von allen amüsiert sich über meine Bedenken, ohne schicke Klamotten an Bord zugehen. Auf einer Nordlandfahrt zählt warm und winddicht einfach mehr als modischer Fummel. Tatsächlich merkt man schnell, dass wir nicht auf einer Kreuzfahrt sind, hier trägt man Northface und Fjällraven statt Gucci und Prada. Die meisten Mitreisenden sind in unserem Alter und wollen mehrere Wochen auf Island und den Faröer Inseln bleiben. In jungen Jahren hat man kaum so lange Urlaub.

Die Umgangssprache an Bord ist Englisch, die Passagiere kommen aus Frankreich oder der Schweiz, Dänemark, Österreich oder Deutschland. Das Bordpersonal spricht sehr gut Englisch, wie die meisten Skandinavier, was den Umgang einfach macht.

Am Nachbartisch wird ein Fernglas gezückt, aufgeregte Rufe macht die Runde. Dann sieht Rainer einen großen Wal springen. Ich verpasse den Moment, kann aber mehrer schwarze Finnen aus dem Wasser ragen sehen. Sie haben eine typische Form, ganz anders als bei Haien, kein Zweifel, hier ist eine ganz Gruppe Wale unterwegs. Dieses unerwartete Erlebnis versöhnt mich fast wieder mit den Unbillen der Seefahrt.

Aber Poseidon oder eine nordische Gottheit ist entschlossen, uns den Tag gründlich zu vermiesen. Das Schiff schaukelt spürbar stärker hin- und her. Beim leichten Lunch versichert mir die Bedienung, die Wellen seien nur auf Stufe 2. Im Winter und während der Frühjahrsstürme hatten sie Stufe 5-7, dagegen sei dies garnichts. Also mir reicht es auch so schon, man wankt nämlich wie ein Betrunkener durch die Gänge. Vorsichtshalber gehe ich in die Kabine zurück und nehme zwei Reisetabletten ein. Sobald die Wirkung einsetzt, ist mir zwar nicht mehr übel, aber ich bin sehr müde und verschlafe den halben Nachmittag.

Erst als wir am frühen Abend Torshavn auf Faröer ansteuern, wage ich mich wieder an Deck. Die bunten Häuser verleihen der kleinen Hafenstadt einen freundlichen Eindruck. Beeindruckend, wie der das große Fährschiff durch den kleinen Hafen manövriert und schließlich rückwärts am Pier anlegt. Der Himmel hängt voller dunkler Wolken, es ist ziemlich kalt geworden. Bestes Wetter für ein Rudertraining, denken sich wohl die sportlichen Faröer. Mehrere 6er mit Steuermann flitzen nur so übers das Wasser, ein spannender Wettkampf.

In Torshavn kommt außer einer Handvoll Offroad Fahrzeuge auch ein Reisebus an Bord. Dann geht es schon weiter nach Island. Morgen hat die Seefahrt ein Ende, um 9:30 Uhr Ortszeit sind wir in Seydisfjördur. Hoffentlich gibt es keine Probleme bei der Einreise. Wir wurden per Durchsage informiert, dass beim PCR Test ein einziger Mitreisender positiv war. Er wurde umgehend isoliert, das Schiff hat eine Quarantänestation. Nun könnte uns allen 5 Tage Quarantäne nach Ankunft blühen. Das entscheidet die Polizei in jedem Einzelfall, warten wir es ab.

Islandtour Tag 2 – Leinen los

Islandtour Tag 2 – Leinen los

MS Norröna

Wir sind früh auf den Beinen, heute geht’s zum Fährhafen. Bei Smyrilline dauert der Check-in keine 5 Minuten, alles ist bestens organisiert. Buchungsnachweis, Impfpässe und Ausweise werden geprüft, dann erhalten wir die Kabinenkarten. Die wartenden Fahrzeuge sind überschaubar. Nacheinander werden wir zum obligatorischen PCR Test aufgerufen, dann rollen wir über die Rampe ins schwimmende Parkhaus.
Im Schiff müssen wir in die 7. Etage zu unserer Kabine. Sie ist eingerichtet wie das Standardzimmer einer beliebigen Hotelkette mit Doppelbett, Schreibtisch mit Minibar und Sessel, Im Eingangsbereich Kleiderschrank und Bad. Eine Durchsage kündigt an, dass gleich die Gangway eingeholt und die Leinen los gemacht werden. Auf dem obersten Deck 9 verfolgen wir mit vielen anderen Passagieren, wie das große Schiff den Hafen verlässt. Rechts hinterm Helipod verschwindet langsam „unser“ Strand im Dunst, wo wir gestern noch gelaufen sind.

Weil die Sonne so warm scheint, beschließen wir noch etwas draußen zu bleiben. Auf den freien Gängen des obersten Decks bläst uns der Wind fast um, alle haben ihren Spaß auf diesem Abschnitt. Wir finden eine freie Bank am Bug, wo man hinter hohen Plexiglas-Blenden freie Sicht nach vorn und guten Windschutz hat. Hier kann man es in der warmen Jacke ganz gut aushalten, es kommt fast so etwas wie Kreuzfahrtfeeling auf. Jedenfalls denken wir, dass dies die Faszination der Schiffsreisen ausmacht. Wir werden sehen, wie es uns auf See gefällt.

Islandtour Tag 1 – Hirtshals

Islandtour Tag 1 – Hirtshals

Leuchtturm Hirtshals

Wie erwartet bietet die Fahrt von Bremen nach Hirtshals wenig Abwechslung. Postitiv: bis auf den Hamburger Elbtunnel bzw. die Baustellen rundherum gibt es keine Verkehrsprobleme. Die Strecke zieht sich wie Gummi. Rechts und links sieht man nur plattes Land mit Viehweiden, ab und zu ein paar Solarparks.

An der dänischen Grenze heißt es Tempo runter, Kontrollen sind angekündigt. Wie zeigen Ausweis und Covid Test, dann wünscht uns der Beamte gute Reise. Am Nachmittag kommen wir am Hirtshals Camping an, der sehr schön an den Dünen liegt. Durch den kräftigen Wind haben wir sofort die salzige Seeluft in der Nase. Dazu warmer Sonnenschein vom strahlend blauen Himmel, da kommt sofort Ferienstimmung auf. Wir laufen über den weichen Sand, immer am Meer entlang, das mit unseren Füßen Fangen spielt. Der wunderschöne Strand ist menschenleer, null Probleme mit Abstand halten.

Schließlich steigen wir über gefühlt hundert schmale hölzerne Treppenstufen hinauf auf den Dünenkamm. Freuen uns an blühenden Wildrosen, die mit dem Strandhafer und stachligen Gräsern die Dünen befestigen. In die sandigen Hänge hineingebaut sind zahlreiche Bunkeranlagen aus dem Zweiten Weltkrieg.

Wir gehen noch weiter hinauf zum Hirtshals Fyr. Am Leuchtturm erwartet uns ein weiter Blick über Strand und Campingplatz. Dort stehen rund 25 Wohnmobile, aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz, alle sind Nordlandfahrer. Eine der großen Fähren läuft in den benachbarten Fährhafen ein. Morgen werden wir von dort nach Island starten. Das Reisefieber steigt.

Campingplatz Hirtshals

Zwischenstopp in Bremen

Zwischenstopp in Bremen

Bremer_Stadtmusikanten

06. Juni Der erste Tag der Islandreise führt uns nach Bremen, wo wir einen Zwischenstopp einlegen. Auf der Fahrt zum Fährhafen Hirtshald liegt die Hansestadt etwa auf der Hälfte der 1.200 km langen Strecke. Vom Wohnmobilstellplatz mitten im Grünen sind es über einem Fußweg etwa 1,5km bis zum Zentrum.

Schon bei diesem Spaziergang kann man einiges entdecken. Man passiert das Alte Pumpwerk, heute ein technisches Baudenkmal und Museeum.
ein paar Schritte weiter leuchtet die Signalfarbe eines SAR Bootes durch das dichte Laub. Es liegt beim Sitz der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, deren Seenotretter an Nord- und Ostsee im Einsatz sind. Dicht am Weserufer liegen blühende Schrebergärten und gleich anschließend die traditionsreichen Bremer Sportstätten. Beim Tennis-Club von 1912 fliegen noch keine Bälle über die Plätze. Nebenan beim Ruderverein von 1888 werden am extra aufgeschütteten Sandstrand trotz des neblig kühlen Wetters bunte Liegestühle aufgestellt. Dieser Hauch von Paris Plage in der Wesermetropole weckt bei uns wehmütige Erinnerungen an einen richtig heißen Sommertag am ebenso sandig dekorierten Seineufer.

Die Bremer Altstadt scheint noch im Dornröschenschlaf vom letzten Lockdown. Ein paar Cafés betteln mit Tischen im Freien um Gäste, doch es sind kaum Menschen in der Stadt unterwegs. Das erste Ziel ist das Rathaus, über 600 Jahre alt und mit so einzigartiger Geschichte und Architektur, dass es von der Unesco als Welterbe ausgezeichnet wurde. Die beeindruckende gotische Fassade zum Markt mit den vielen Figuren und den breiten Arkaden zieht alle Blicke auf sich. Die Bedeutung der mittelalterlichen Bildsprache werden bei einer Führung ausführlich erklärt. Wandert man an die Seite des Gebäudes,  entdeckt man ein Denkmal, das auch Kinder sofort erkennen werden.

Die Bremer Stadtmusikanten sind die Hauptfiguren im  Märchen der Gebrüder Grimm. Die Geschichte von Aufbruch, Zusammenhalt und Mut hat eine positive, optimistische Botschaft. Gemeinsam schaffen die vier Tiere das scheinbar Unmögliche. Diese Aussage passt auch heute noch, für uns moderne Menschen in der Pandemie, mehr als 200 Jahre nach Veröffentlichung von Grimms Märchensammlung.

Ein Spaziergang durch das Schnoorviertel rundet unseren Besuch der in der Altstadt ab. Das Gängeviertel aus dem Hochmittelalter hat extrem schmale Gassen und ist mit den winzigen Häusern sehr pittoresk. Vielleicht ist es deshalb so beliebt ist bei den Instagram Schönheiten, die sich vor der  idyllischen Kulisse in Pose werfen.  Wir können nacheinander drei durchgestylte junge Damen live beim Foto Shooting erleben. Vielleicht haben wir heute die Stars von morgen gesehen?

Müde von den vielen Eindrücken und hungrig nach fast 6 km Fußmarsch kehren wir zurück zum Stellplatz. Mit einem leckeren Essen vom Griechen  lassen wir den ersten Reisetag gemütlich ausklimgen. Morgen ist unser Ziel Hirtshals in Dänemark.

Nach Island zur Insel aus Feuer und Eis

Nach Island zur Insel aus Feuer und Eis

 

Fehlermeldung Heizung

Wir fahren nach Island, der Insel aus Feuer und Eis. Endlich geht es wieder auf Tour, nach fast einem Jahr Zwangspause wegen der internationalen Reisebeschänkungen. Nach unserer 2. Impfung gegen Corona  können wir wieder in viele Länder reisen, die Vorfreude ist unbeschreiblich. Endlich kommen Allrad Pickup und Wohnkabine so zum Einsatz, wie es bei der Anschaffung geplant war. Viel mehr als die paar Tage unmittelbar nach der Übergabe konnten wir sie im vergangenen Jahr nicht mehr fahren.

Die Pandemie hat uns gelehrt, Träume nicht mehr auf „irgendwann“ zu verschieben. Deshalb entscheiden wir uns jetzt für eine  Traumtour. Wir wollen nach Island – zur Insel aus Feuer und Eis. Bei der Vorbereitung gibt uns Johannes Hünerfeld eine gute Orientierung und jede Menge persönlicher Tipps. Der Island Fan mit Pickup Camper kann nach einem Dutzend ausgedehnter Touren über die Insel als Kenner von Land und Leuten bezeichnet werden. Dazu später noch mehr.

Island Reiseführer

Kaum ist die Buchung mit allen Sonderwünschen abgeschlossen, droht der Start unserer Traumtour zum Alptraum zu mutieren. Beim Probe-Wochenende ein paar Tage vor der geplanten Abfahrt fällt die Heizung der Kabine komplett aus. Ganz schlecht beim Camping am Polarkreis, wir brauchen jetzt schnell eine Lösung.

Nächste Truma Fachwerkstatt sind die Caravan Spezialisten Marpingen. Sie machen ihrem Namen alle Ehre, die Ursache ist schnell gefunden. Nach nur 19 Betriebsstunden hat der Verbrennungsluftmotor seine Arbeit eingestellt. Trotz allem Ärger gibt’s auch etwas Positives: das teure Teil wird auf Garantie ausgetauscht. Der Hersteller verspricht kostenlosen Ersatz – aber erst zum Ende des Monats! Das ist viel zu spät für uns, die Fähre ist für die kommende Woche gebucht. Der junge Geschäftsführer Jerome Arnu setzt alle Hebel in Bewegung, um das Ersatzteil schneller zu beschaffen und baut es trotz Feiertag noch ein. Unser Urlaub ist gerettet, dafür hier noch einmal ein großes Dankeschön!

Am Samstag packen wir bei 26 Grad und schönstem Sommerwetter unsere dicken Fleece-Pullis und warme Ski-Unterwäsche ein. Sonntag früh starten wir Richtung Norden, nach Island zur Insel aus Feuer und Eis.