Islandtour Tag 16 – Reykjavik

Islandtour Tag 16 – Reykjavik

Kathedrale Reykjavik

Ein Stadtbummel in der Hauptstadt Reykjavik tat richtig gut, nach 14 Tagen Natur pur. Wir stellen den Camper auf der Eco Campsite ab, nur 2,5 km vom Zentrum entfernt. Der Bus Stop ist fußläufig erreichbar und wir müssen nicht lange warten. Für 1000 Island Kronen, etwa 7 Euro, reicht uns der freundliche Fahrer zwei Tickets und schon geht’s los. 

Der Bus fährt durch eine Vorstadt mit modernen Appartements, nicht viel anders als zuhause. Dann kommen die traditionellen Wohnviertel mit den buntgestrichenen Häusern. Die 130.000 Einwohner der nordischen „Metropole“ haben eine absolut lebenswerte Stadt, auffallend sauber und mit viel Grün. Der Verkehr fließt entspannt, wie eine geschäftige Großstadt wirkt Reykjavik nicht auf uns. Möglicherweise liegt das auch an den Folgen des Covid Lockdowns. Einige Geschäfte sind geschlossen und die Touristenmassen fehlen noch ganz. Wir bummeln durch die Straßen im Regierungsviertel und kommen an mehreren  Botschaften vorbei. Ein normaler Zaun grenzt die Gebäude ab, an den Masten flattern die internationalen Flaggen. Wir sind tatsächlich in der nördlichsten Hauptstadt der Welt.

Katholische Kathedrale Christkönig

In der Nähe steht die katholische Kathedrale Christkönig, dasnin Stein gebaute Symbol für mehrere Superlative. Reykjavik ist die nördlichsten Diözese der Welt und beeindruckt mit einem bemerkenswerten Wachstum. Bischof David Tencer kann zehnmal soviele Taufen wie Beerdigungen verzeichnen. Offensichtlich geht es seinen Gemeinden gut im protestantischen Island. Die Kirche mit dem markanten einzelnen Turm wurde bereits 1929 vom Architekten Guðjón Samúelsson erbaut und war lange die größte Kirche in Island.

Hallgrimskirkja Reykjavik

Lutherische Hallgrimskirkja

Samúelsson entwarf auch die bekannte Hallgrimskirkja der Lutherischen Gemeinde, die erst 1986 fertiggestellt wurde.
Vor der Kirche steht Leif Eiriksson auf dem Sockel, den Blick ganz weit in die Ferne gerichtet. Viele Touristen aus aller Welt stellen ihr Foto mit dem ersten Entdecker Amerikas in Instagram. Ob der reisefreudge Wikinger sich solchen Ruhm gewünscht hätte? Über Jahrhunderte berichteten die Sagas von seinem Mut, im offenen Dracheboot über den Atlantik zu fahren.

Die besten Hotdogs Islands

Soviel Kultur macht Appetit, wir brauchen jetzt einen kleinen Snack. Bei Bæjarins Beztu Pylsur soll es die besten Hotdogs Islands geben. Für diesen exquisiten Genuss stellen wir uns gern in die lange Schlange vor der berühmtesten Imbissbude der Stadt. US Präsident Clinton war angeblich total begeistert von der Wurst im Brötchen. Ganz ehrlich – uns haben die üppig belegten Hotdogs in Manhatten irgendwie besser geschmeckt.

Rainbowstreet Reykjavik

Frisch gestärkt wandern wir weiter durch die Stadt. Die bekannte Rainbow Street ist eine begehbare Sehenswürdigkeit, mit der die Isländer schon seit Jahren ihre Toleranz demonstrieren. Zu beiden Seiten der Straße findet man viele Souvenirshops, nette Cafés, kleine Buchshops und Kleiderläden.

Food Court in alten Lagerhallen

Am Hafen schauen wir uns die großen Schiffe nur von außen an. Ins Schiffahrtsmuseum gehen wir nicht, lieber wollen wir die alten Lagerhallen entdecken. Hier sind viele alternative Läden untergekommen, es macht richtig Spaß die vielfältigen Angebote zu entdecken. In einer großen Halle wurde ein internationaler Food Court eingerichtet. An den Imbisständen verkaufen Immigranten ihre Spezialitäten aus aller Herren Länder. Bei dieser Vielfalt findet wirklich jeder etwas zu essen. In der Mitte stehen rustikale Holztische und Bänke, an denen viele junge Menschen im Officelook ihre Mittagspause verbringen. Wir entscheiden uns für ein buntes Salatbowl mit Falafel und Granatapfel, richtig lecker.

Konzerthalle Harpa

Wir ziehen weiter, auf meiner Wunschliste steht noch die neue Konzerthalle Harpa. Mit ihrer spektakulären Glasfassade gilt sie als neues Wahrzeichen der Stadt. Tatsächlich ist das 43 Meter hohe Gebäude ein echte Attraktion, die beschichteten Glaswaben der Fassade reflektieren das Licht ganz unterschiedlich.

Allmählich merken wir, dass wir schon den ganzen Tag auf den Beinen sind. Die Füße schmerzen und der Kopf ist voll von all den Eindrücken. Noch schnell ein Latte Macchiato in einem kleinen Café, dann steigen wir in den Bus zum Campingplatz. Auf der Rückfahrt lassen wir den Tag Revue passieren. Reykjavik ist vielleicht nicht so aufregend wie Rom, Paris oder London, aber es hat seinen ganz eigenen nordischen Charme.

 

Islandtour Tag 15 – Snæfellsnes

Islandtour Tag 15 – Snæfellsnes

Lavafelder

Auf der Halbinsel Snæfellsnes findet man viele Naturschönheiten, die als typisch für Island gelten. Im Vulkan des heutigen Nationalparks ließ der französische Autor Jules Verne Mitte des 19. Jahrhunderts die Reise zum Mittelpunkt der Erde beginnen. Uns zeigt sich der Snæfellsjökull nur wolkenverhangen, daher begnügen wir uns mit einer Reise durch die Lavafelder. Eine bizarre Landschaft aus schwarzen Lavabrocken, wild aufgetürmt, als wären sie erst vor kurzem aus dem Vulkan geflogen. Die unbefestigte Straße ist schmal und kurvig, uns kommen nur wenige Allradfahrzeuge entgegen. Nach ein paar Kilometern halten wir an einem Parkplatz und wandern zur Steilküste aus schwarzer Lava. Absolut beeindruckend, aber die wütenden Seeschwalben lassen nichts unversucht, um uns von ihren Nestern zu vertreiben.

Skardsvik Strand

Wir tun ihnen den Gefallen und ziehen uns zurück, eine fantastische Aussicht gibt’s auch am Skardsvik Strand. Eine Bucht mit goldgelbem Sand, umrahmt von zerklüfteten schwarzen Lavafelsen, die einen starken Kontrast zum sanft abfallenden Strand setzen. Dagegen erwartet uns am gelben Leuchtturm Öndverdames steil abfallende Klippen, gegen die das tiefblaue Meer brandet. Zahlreiche Seevögel finden hier Nistplätze und reichlich Futter für den hungrigen Nachwuchs.

Djúpalónssandur Strand

Nächster Stopp ist am Strand von Djúpalónssandur. Der Fußweg vom Parkplatz gibt schon einen kleinen Vorgeschmack auf das was uns unten erwartet. Er führt in ein enges Tal mit wilden Lavaformationen, das sich zum Meer hin öffnet. Die ganze Bucht ist ein fantastisches Arrangement aus schwarz und blau und weiß schäumenden Brechern, die unermüdlich gegen die Lavasäulen donnern. Man könnte den ganzen Tag dort bleiben, um die Szenerie auf sich wirken zu lassen. Aber es gibt hier noch viel mehr zu entdecken.

Ein paar Kilometer weiter steht der 20 Meter hohe Leuchtturm Malarrif, der früher den Fischern als Orientierung diente. Hier ist auch das Informationszentrum des Snæfellsnes Nationalparks. Aus dem Meer ragen bizarre Felsnadeln, die bei Nebel sicher bedrohlich sind.

Arnastapi Felsenbrücke

Letztes Highlight dieser erlebnisreichen Rundfahrt ist die Felsenbrücke von Arnastapi. Das Meer hat sie mit seiner unbändigen Kraft aus dem Lavagestein geformt. Oder waren doch wieder Trolle am Werk? Hier in Island ist nichts unmöglich. Das wusste auch Jules Verne, dessen fantastische Reise mehrfach erfolgreich verfilmt wurde. Ihm hat man in diesem winzigen Örtchens ein schlichtes Denkmal gesetzt. Wir danken ihm für seine spannenden Romane, dann fahren wir weiter, zum nächsten Campingplatz im 140km entfernte Borganes.

Islandtour Tag 14 – Stykkisholmur

Islandtour Tag 14 – Stykkisholmur

Islandpferde

In der Nacht wackelt die ganze Kombi unter den heftigen Böen, morgens macht die Wetter-App keine Hoffnung auf Besserung. Sollen wir trotz Sturm weiter um die zerklüfteten Westfjorde herumkurven? Unser Gefährt ist über 3m hoch und bietet dem Wind reichlich Angriffsfläche. Wir sind flexibel auf unserer Tour, also planen wir spontan um und steuern nach Süden, Richtung Stykkisholmur. Die Fahrt geht zügig über eine geteerte Landstraße. Plötzlich traben ein paar Pferde auf der Fahrbahn. Die frei laufenden Isländer zeigen sich wenig beeindruckt vom Hupen eines Autos und laufen ganz gelassen an uns vorbei. Wir sind erleichtert, das ist nochmal gut gegangen!

Mitten in dieser menschenleeren Gegend begegnet uns ganz unerwartet ein deutsches Pickup-Gespann mit Tischer Kabine. Am Straßenrand berichten uns Harald und Rita aus Reutlingen von ihrer Island Tour, für die sie volle zwei Monate Zeit haben werden. Nach diesem netten Tischertreffeb  geht es weiter Richtung Süden.

In Búdardalur besuchen wir das Leif Eiriksson Center, ein liebevoll gestaltetes Museum, das sich den Fahrten des berühmten Wikingers widmet. Als jugendliche Leseratten haben wir die Abenteuer von Erik dem Roten und seinem Sohn Leif verschlungen. Im Museum wird die Saga von der Entdeckung Grönlands und Vinlands an der amerikanischen Ostküste in Verbindung mit fundierten wissenschaftlichen Erkenntnissen recht spannend per Audioguide erzählt. Eine schöne Ergänzung dazu ist das rekonstruierte Wikinger-Langhaus in Eiriksstadir, dem Geburtsort von Leif Eiriksson. Die Besitzerin, im authentischen Gewand gekleidet, vermittelt einen interessanten Einblick in die Lebensweise der Nordmänner. Sie erklärt was vor 1000 Jahren in Island gekocht wurde, zeigt allerlei Gerätschaften und führt vor, wie man aus der Wolle der Schafe warme Kleidung herstellte.

Am Abend erreichen wir Stykkisholmur, den größten Ort der Halbinsel Snæfellsnes. Wir spazieren hinauf zur Kirche, deren Architektur an ein Wikingerschiff erinnern soll und beschließen, unser Abendessen am kleinen Hafen einzunehmen. Der fangfrischer Kabeljau schmeckt köstlich, ebenso die knusprigen Pommes Frites, die wir sehr vermisst hatten. Mit einem Spaziergang hoch zum Leuchtturm machen wir den Kalorien Beine. Auf dem Plateau genießen wir den schönen Ausblick über den Ort, bevor wir zum Campingplatz zurückkehren.

Stykkisholmur Kirche

Islandtour Tag 13 – Westfjorde

Islandtour Tag 13 – Westfjorde

Westfjorde
Tiefeingeschnittene Fjorde und einsame schroffe Berglandschaften machen die Westfjorde so reizvoll. Die zerklüftete Halbinsel im Nordwesten der Insel ist vom Tourismus bisher kaum berührt. Hier findet man Ruhe und Einsamkeit, wenn man bereit ist, dafür viele Kilometer Schotterpiste zu fahren. Es scheint nur Kurven zu geben, ein paar steile Hügel hinauf und dann wieder steil hinunter bis zum Ende des Fjords. Es gibt keine Ortschaften, nur hin und wieder ein einsam gelegenes Gehöft. Wir sehen Wildgänse, immer wieder gebleichtes Treibholz und dann wieder das tiefe Blau der nächsten Bucht.

Irgendwann kommen wir wieder an einem Hof vorbei, müssen das Tempo stark drosseln, weil die steil abwärts führende Haarnadelkurve recht schräg in den Hang gegraben ist. Fast im Schritttempo ruckeln wir über den ausgefahrenen Schotter. Das empfinden die beiden wachsamen Hofhunde wohl als Provokation. Mit wütendem Bellen stürzen sie uns entgegen, versuchen uns mit dem ganzen Repertoire eines Hütehundes zu drohen. Einer der Border Collies läuft hinter den Ranger, versucht sogar dem fahrenden Wagen in die Reifen zu zwicken. Zum Glück schafft er es nicht! Wir sehen zu, dass wir hier wegkommen, bevor das wütende Tier noch verletzt wird. Ob sie uns auch angefallen hätten, wenn wir beim Hof ausgestiegen wären? Ausprobieren wollen wir das lieber nicht.

Unser Ziel ist Drangsnes an der Landspitze Bjarnarnes. Hier wollen wir übernachten und vielleicht noch die Hotpots am Straßenrand aufsuchen. Sie sollen eine fantastischen Ausblick bieten. Bei der Einfahrt in den winzigen Ort sehen wir schon die vielen Autos, die rund um die Hotpots geparkt sind. Zum Feierabend nutzen auch die Isländer sehr gern ihre heißen Quellen für eine gesellige Runde. Uns ist das zu viel Gedränge, trotz der Impfung halten wir in der Pandemie lieber Abstand.

Auf dem kleinen, sehr einfach ausgestatteten Campingplatz verbringen wir wieder eine stürmische Nacht. In der Kabine ist es Dank der guten Heizung warm und gemütlich, während draußen der kalte Wind braust.

Islandtour – Tag 12 Vatnsnes

Islandtour – Tag 12 Vatnsnes

Borgarvirki
Für heute steht eine Rundfahrt um die Halbinsel Vatnsnes im Norden Islands auf dem Plan. Durch die weite menschenleere Landschaft fahren wir über die Schotterstraße zur Felsenfestung Borgarvirki. Auf den Basaltfelsen eines Vulkans haben vermutlich Siedler zur Zeit der Landnahme mehrere Bauwerke errichtet. So berichtet es  die Heiðarvíga-Saga, schriftliche Zeugnisse über Sinn und Zweck der Anlage gibt es nicht. Wir haben einfach nur Spaß am Entdecken, klettern durch den riesigen Steinhaufen und genießen den weiten Blick über die Fjorde und ins Landesinnere.

Danach wird’s gruselig, ein riesiges Ungeheurer wartet am Strand vor Hvitserkur auf uns. Die Isländer halten es für den Hund eines Trolls, der versuchte das Meer leer zu trinken. Währenddessen ging die Sonne auf und zack war der Troll-Hund versteinert. Jetzt ist Mittsommer, die Sonne geht nicht unter, deshalb wagen wir uns an den 15 Meter hohen Felsen ran. Die Basaltstruktur steht dicht am Ufer und ist wirklich beeindruckend groß. Sie bietet zahlreiche Nistplätze für Seevögel, die den grauen Vulkanstein mit weißen Farbklecksen beleben. Im herbstlichen Dämmerlicht und bei waberndem Nebel scheint der Fels zum Leben zu erwachen und kann einem durchaus Angst machen. So nah dran entwickelt man ein gewisses Verständnis für den Volksglauben der Menschen, die seit tausend Jahren in diesem wilden Land leben.

Hvitsekur Fels

Als nächstes wollen wir ein paar quicklebendige Tiere beobachten. Auf den felsigen Inselchen vor der Spitze der Halbinsel ruhen bei Ebbe die Seehunde in der Sonne. Wieder rumpeln wir über die Schotterpiste, steuern voller Vorfreude die im Reiseführer genannte Stelle an. Sie liegt zwar auf dem Gelände eines Bauern, aber man darf sie anfahren, sofern man die befestigten Wege nicht verlässt. Falsch gedacht, am geschlossenen Gatter verkündet ein unübersehbares Schild, dass wegen brütender Vögel kein Zugang erlaubt ist. Sehr schade, aber Naturschutz geht vor.

Robbenfamilie

Etwas enttäuscht fahren wir weiter und kommen schließlich an einen Küstenabschnitt, der nicht umzäunt ist. Ein paar Meter weiter schauen Felsen aus dem Meer und da bewegt sich doch was? Schnell parken wir auf dem Seitenstreifen, außer uns sind hier nur ganz vereinzelt Autos unterwegs. Durch das verdorrte Gestrüpp vom vergangenen Jahr gehen wir runter zum schmalen Strand und entdecken tatsächlich ein paar Robben mit Baby. Man hat uns gewarnt, die Tiere sind sehr scheu und verschwinden blitzschnell im Wasser, wenn sie erschrecken. Wir bleiben still stehen, verhalten uns so ruhig wie möglich. Die Robben schauen mal kurz zu uns herüber, bleiben aber ganz entspannt. So können wir sie eine ganze Weile beobachten und fotografieren. Wieder ein ganz besonderes Naturerlebnis auf unserer Islandtour.

Islandtour Tag 11 – In Teufels Küche

Islandtour Tag 11 – In Teufels Küche


Dampfende Schlote und blubbernde Heißwasserquellen erwarten uns in Hveravellir. Ein Abstecher ins Hochland steht an, mehr als 80km über Schotterpisten fahren wir von der Ringstraße nach Süden, fast in die Mitte der Insel. Vorbei am riesigen Stausee Blöndúlon, der zur die Stromerzeugung dient. Das gesamte Seengebiet ist menschenleer, kein Boot auf dem Wasser, keine Ferienhäuser am Ufer, das ist für uns ein ungewohnter Anblick. Nichts besonderes für Island, hier im Hochland mit den graubraunen Schotterwüsten wohnt überhaupt niemand. Diese Landschaft kann man bestenfalls als karg bezeichnen, es wächst nicht mal genug Gras für ein paar Schafe.

Die Piste ist recht gut bearbeitet, wir fahren zwischen 60 – 80 km/h. Man muss die Strecke immer im Blick behalten, manchmal sind größere Steine losgerissen. Oder es gibt tiefe Querrinnen, die ablaufendes Wasser gegraben hat. Jetzt ist der Boden trocken, wir ziehen hundert Meter Staubwolke hinter uns her. Auf der einspurigen Piste gibt es nur wenig Ausweichstellen, für den Fall dass man Gegenverkehr hat. Wer eine auf seiner Seite hat, wartet dort ab, bis der andere Wagen vorbei ist. Nach dieser Regel werden auch die einspurigen Brücken passiert. Auf diesen 80 Kilometern begegnen uns nur 2 andere Allradautos, man winkt sich zu und freut sich, nicht ganz allein auf weiter Flur zu sein.

Der Ranger quittiert die holprigen Partien zwar mit heftigem Rütteln, aber sonst ohne Murren, trotz seiner tonnenschweren Last. Solange die meisten F-Straßen noch gesperrt sind, ist diese Route eine der wenigen, die überhaupt Fahrten ins Hochland ermöglicht. Man sollte sie wirklich nur mit einem echten 4x4Fahrzeug mit ausreichend Bodenfreiheit und geeigneter Bereifung befahren. Hier werden sie als Mountain Car bezeichnet, die üblichen Stadt-SUVs der Vermieter  sind auf solchen Stecken nicht versichert. Ein Kastenwagenfahrer aus Berlin berichtet uns abends am Campingplatz, dass die Flanke seines Vorderrades, mit üblicher Ducato Bereifung, von den scharfen Kanten der Lavasteine aufgerissen wurden. 

Auf den letzten 10 Kilometern wird die Strecke richtig anstrengend. Wir sind im Lavagebiet, enge Kurven führen über steile Anstiege, der Untergrund wird immer ruppiger. Rechts und links der Piste sind die ausgeworfenen Lavabrocken aufgetürmt, schwarz verbrannt und ausgeglüht. Uns Kinder einer Hüttenstadt erinnern sie an die Schlacken vom Hochofen, wahrscheinlich waren sie ähnlich hohen Temperaturen ausgesetzt.

Heiße Quelle

Irgendwann sehen wir vor uns Dampfwolken aufsteigen, jetzt sind wir am Ziel. Eine bewirtschafete Holzhütte, ähnlich wie man sie aus den Bergen kennt und ein geschotterter Parkplatz mit einem Dutzend 4×4 Autos. Uns zieht es zu den rauchenden Solfataren, von denen durchdringender Gestank nach faulen Eiern herüber weht. Über Holzstege spaziert man mitten durch Teufels Küche und schaut in die blubbernden Hotpots, die umrahmt sind von den bunten Ablagerungen der ausgespuckten Mineralien. Ein Minivulkan lässt zischend Dampf ab, wie ein überhitzter Schnellkochtopf. Bei anderen Löchern im Boden scheint sich nichts zu tun, bis plötzlich eine kleine Fontäne hochkocht, so dass man die ausgestrahlte Hitze spürt. Es ist ein spannender Rundgang mit faszinierenden Einblicken.

Das Highlight in dieser Einöde ist der „Badepool“ nach isländischer Art.

Natürlicher Pool
Ein natürlicher Felsenpool gespeist von zwei einfachen Wasserrohren, die beständig  plätschern. Sehr heiß und erfrischend kalt, mischen muss man selbst. Was zu viel ist fließt einfach in den Bach. Da der Hotpot unter freiem Himmel liegt, gibt es eine automatische Kühlung durch den kalten Wind oder auch mal einen Regenguss. Kein Isländer kommt auf die Idee, einen Hotpot unter Dach und Fach anzulegen. Alle Schwimmbäder sind hier Freibäder, trotz der kalten Temperaturen. Für die kostenlose Heißwasserbereitung sorgt überall die Geothermie, deshalb hat auch der kleinste Ort ein Bad. Für uns eine neue Erfahrung, diese nordische Badekultur hat ihren Reiz.