Islandtour Tag 1 – Hirtshals

Islandtour Tag 1 – Hirtshals

Leuchtturm Hirtshals

Wie erwartet bietet die Fahrt von Bremen nach Hirtshals wenig Abwechslung. Postitiv: bis auf den Hamburger Elbtunnel bzw. die Baustellen rundherum gibt es keine Verkehrsprobleme. Die Strecke zieht sich wie Gummi. Rechts und links sieht man nur plattes Land mit Viehweiden, ab und zu ein paar Solarparks.

An der dänischen Grenze heißt es Tempo runter, Kontrollen sind angekündigt. Wie zeigen Ausweis und Covid Test, dann wünscht uns der Beamte gute Reise. Am Nachmittag kommen wir am Hirtshals Camping an, der sehr schön an den Dünen liegt. Durch den kräftigen Wind haben wir sofort die salzige Seeluft in der Nase. Dazu warmer Sonnenschein vom strahlend blauen Himmel, da kommt sofort Ferienstimmung auf. Wir laufen über den weichen Sand, immer am Meer entlang, das mit unseren Füßen Fangen spielt. Der wunderschöne Strand ist menschenleer, null Probleme mit Abstand halten.

Schließlich steigen wir über gefühlt hundert schmale hölzerne Treppenstufen hinauf auf den Dünenkamm. Freuen uns an blühenden Wildrosen, die mit dem Strandhafer und stachligen Gräsern die Dünen befestigen. In die sandigen Hänge hineingebaut sind zahlreiche Bunkeranlagen aus dem Zweiten Weltkrieg.

Wir gehen noch weiter hinauf zum Hirtshals Fyr. Am Leuchtturm erwartet uns ein weiter Blick über Strand und Campingplatz. Dort stehen rund 25 Wohnmobile, aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz, alle sind Nordlandfahrer. Eine der großen Fähren läuft in den benachbarten Fährhafen ein. Morgen werden wir von dort nach Island starten. Das Reisefieber steigt.

Campingplatz Hirtshals

Zwischenstopp in Bremen

Zwischenstopp in Bremen

Bremer_Stadtmusikanten

06. Juni Der erste Tag der Islandreise führt uns nach Bremen, wo wir einen Zwischenstopp einlegen. Auf der Fahrt zum Fährhafen Hirtshald liegt die Hansestadt etwa auf der Hälfte der 1.200 km langen Strecke. Vom Wohnmobilstellplatz mitten im Grünen sind es über einem Fußweg etwa 1,5km bis zum Zentrum.

Schon bei diesem Spaziergang kann man einiges entdecken. Man passiert das Alte Pumpwerk, heute ein technisches Baudenkmal und Museeum.
ein paar Schritte weiter leuchtet die Signalfarbe eines SAR Bootes durch das dichte Laub. Es liegt beim Sitz der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, deren Seenotretter an Nord- und Ostsee im Einsatz sind. Dicht am Weserufer liegen blühende Schrebergärten und gleich anschließend die traditionsreichen Bremer Sportstätten. Beim Tennis-Club von 1912 fliegen noch keine Bälle über die Plätze. Nebenan beim Ruderverein von 1888 werden am extra aufgeschütteten Sandstrand trotz des neblig kühlen Wetters bunte Liegestühle aufgestellt. Dieser Hauch von Paris Plage in der Wesermetropole weckt bei uns wehmütige Erinnerungen an einen richtig heißen Sommertag am ebenso sandig dekorierten Seineufer.

Die Bremer Altstadt scheint noch im Dornröschenschlaf vom letzten Lockdown. Ein paar Cafés betteln mit Tischen im Freien um Gäste, doch es sind kaum Menschen in der Stadt unterwegs. Das erste Ziel ist das Rathaus, über 600 Jahre alt und mit so einzigartiger Geschichte und Architektur, dass es von der Unesco als Welterbe ausgezeichnet wurde. Die beeindruckende gotische Fassade zum Markt mit den vielen Figuren und den breiten Arkaden zieht alle Blicke auf sich. Die Bedeutung der mittelalterlichen Bildsprache werden bei einer Führung ausführlich erklärt. Wandert man an die Seite des Gebäudes,  entdeckt man ein Denkmal, das auch Kinder sofort erkennen werden.

Die Bremer Stadtmusikanten sind die Hauptfiguren im  Märchen der Gebrüder Grimm. Die Geschichte von Aufbruch, Zusammenhalt und Mut hat eine positive, optimistische Botschaft. Gemeinsam schaffen die vier Tiere das scheinbar Unmögliche. Diese Aussage passt auch heute noch, für uns moderne Menschen in der Pandemie, mehr als 200 Jahre nach Veröffentlichung von Grimms Märchensammlung.

Ein Spaziergang durch das Schnoorviertel rundet unseren Besuch der in der Altstadt ab. Das Gängeviertel aus dem Hochmittelalter hat extrem schmale Gassen und ist mit den winzigen Häusern sehr pittoresk. Vielleicht ist es deshalb so beliebt ist bei den Instagram Schönheiten, die sich vor der  idyllischen Kulisse in Pose werfen.  Wir können nacheinander drei durchgestylte junge Damen live beim Foto Shooting erleben. Vielleicht haben wir heute die Stars von morgen gesehen?

Müde von den vielen Eindrücken und hungrig nach fast 6 km Fußmarsch kehren wir zurück zum Stellplatz. Mit einem leckeren Essen vom Griechen  lassen wir den ersten Reisetag gemütlich ausklimgen. Morgen ist unser Ziel Hirtshals in Dänemark.

Nach Island zur Insel aus Feuer und Eis

Nach Island zur Insel aus Feuer und Eis

 

Fehlermeldung Heizung

Wir fahren nach Island, der Insel aus Feuer und Eis. Endlich geht es wieder auf Tour, nach fast einem Jahr Zwangspause wegen der internationalen Reisebeschänkungen. Nach unserer 2. Impfung gegen Corona  können wir wieder in viele Länder reisen, die Vorfreude ist unbeschreiblich. Endlich kommen Allrad Pickup und Wohnkabine so zum Einsatz, wie es bei der Anschaffung geplant war. Viel mehr als die paar Tage unmittelbar nach der Übergabe konnten wir sie im vergangenen Jahr nicht mehr fahren.

Die Pandemie hat uns gelehrt, Träume nicht mehr auf „irgendwann“ zu verschieben. Deshalb entscheiden wir uns jetzt für eine  Traumtour. Wir wollen nach Island – zur Insel aus Feuer und Eis. Bei der Vorbereitung gibt uns Johannes Hünerfeld eine gute Orientierung und jede Menge persönlicher Tipps. Der Island Fan mit Pickup Camper kann nach einem Dutzend ausgedehnter Touren über die Insel als Kenner von Land und Leuten bezeichnet werden. Dazu später noch mehr.

Island Reiseführer

Kaum ist die Buchung mit allen Sonderwünschen abgeschlossen, droht der Start unserer Traumtour zum Alptraum zu mutieren. Beim Probe-Wochenende ein paar Tage vor der geplanten Abfahrt fällt die Heizung der Kabine komplett aus. Ganz schlecht beim Camping am Polarkreis, wir brauchen jetzt schnell eine Lösung.

Nächste Truma Fachwerkstatt sind die Caravan Spezialisten Marpingen. Sie machen ihrem Namen alle Ehre, die Ursache ist schnell gefunden. Nach nur 19 Betriebsstunden hat der Verbrennungsluftmotor seine Arbeit eingestellt. Trotz allem Ärger gibt’s auch etwas Positives: das teure Teil wird auf Garantie ausgetauscht. Der Hersteller verspricht kostenlosen Ersatz – aber erst zum Ende des Monats! Das ist viel zu spät für uns, die Fähre ist für die kommende Woche gebucht. Der junge Geschäftsführer Jerome Arnu setzt alle Hebel in Bewegung, um das Ersatzteil schneller zu beschaffen und baut es trotz Feiertag noch ein. Unser Urlaub ist gerettet, dafür hier noch einmal ein großes Dankeschön!

Am Samstag packen wir bei 26 Grad und schönstem Sommerwetter unsere dicken Fleece-Pullis und warme Ski-Unterwäsche ein. Sonntag früh starten wir Richtung Norden, nach Island zur Insel aus Feuer und Eis.

Gipfelrauschen am Erbeskopf

Gipfelrauschen am Erbeskopf

Skulptur Windklang Erbeskopf

Bei traumhaftem Sommerwetter erwandern wir die Traumschleife „Gipfelrauschen“ auf dem Erbeskopf im Hunsrück. Sie trägt ihren Namen wirklich zu Recht. Hat man die Höhe des Erbeskopf erklommen, hört man nur noch das Rauschen der Baumwipfel im Nationalpark Hunsrück-Hochwald. Doch zunächst wollen rund 200 Höhenmeter erklommen werden. Der steile Weg führt durch den Nadelwald neben der Skipiste hinauf zur markanten, 16m hohen Skulptur Windklang. Ihr 70m langer Steg endet in einer Aussichtsplattform, von wo der Blick weit über die grüne Skipiste und die Downhill Strecke der MTB Freunde geht.

Auf dem Plateau schauen wir uns noch die anderen Skulpturen an, dann geht es auf dem schmalen Trail der Traumschleife. Trittsicher sollte man sein, nach Regenfällen sind steile Stücke rutschig. Die stark gewundene Strecke führt mal bergauf, mal bergab über steinige Hänge und dicke Moospolster, durch dunklen Tann und lichte Buchenwälder, durch Hangmoore und leider auch durch Abschnitte mit vielen vom Sturm entwurzelten Bäumen. Hier ist Klettern angesagt, die Bauriesen liegen kreuz und quer auf dem Pfad.

Mit einem kleinen Imbiss und reichlich Getränken sind die 8km trotz der unerwarteten Wärme gut zu bewältigen. Rund drei Stunden Wanderzeit muss man einplanen, bis man wieder am Hunsrückhaus ankommt. Eine sehr schöne, abwechslungsreiche Strecke für aktive Wanderer.

Karlstal Schlucht

Karlstal Schlucht

Karlstal Pavillon

Für den ersten Ausflug des Jahres 2021 steuern wir den Pickup Camper in die Nähe von Trippstadt, zur Karlstal Schlucht. Kein wirklicher Geheimtipp, aber nach 5 Monaten im mehr oder weniger strengem Lockdown sind wir wirklich froh, endlich wieder raus zu können. Noch hat die Pandemie Deutschland fest im Griff, alle Einrichtungen sind geschlossen, wo sich Menschen begegnen können.

Bewegung im Freien ist nicht verboten, deshalb entscheiden wir uns für diese Wanderung. Parkplätze gibt es genug, das ausgewiesene Naturschutzgebiet haben wir an diesem Morgen fast für uns allein. Wild rauschendes Wasser empfängt uns an einer kleinen Kaskade. In der recht naturbelassene Schlucht sind dicke Baumstämme über große Sandsteinblöcke gestürzt. Die Felsen liegen herum wie von Riesenhand ins Tal geschubst. Mit ihrer dicken Moosschicht verleihen sie der Schlucht im zarten Grün des Frühlings eine geradezu mystische Stimmung.

Auf schmalen Holzstegen geht es immer wieder über die munter plätschernde Moosalb. Hinter einer Biegung kommt das gewölbte grüne Dach eines runden Pavillons in Sicht. Bei diesem Anblick kommen uns die verschnörkelten Bauten in Tolkiens  Elbenland in den Sinn. Doch in den kleinen Höhlungen unter den Felsbrocken sind keine hübschen Hobbit-Häuser zu sehen – und glücklicherweise auch keine Trolle.

Wir wandern ca. 1,5 km  durch das steile Kerbtal, bis es sich bei der Klug’schen Mühle öffnet. Den schönen Mühlteich verteidigt ein schneeweißes Schwanenpaar recht vehement gegen neugierige Hunde. Die Terrasse ist abgeräumt, das historische Ausflugslokal ist leider in der Pandemie-Pause. Noch etwas weiter unten im Tal liegt ein Hammerwerk aus dem 18. Jahrhundert, wo einst mit Wasserkraft Eisen geschmiedet wurde. Auch hier könnte man einkehren, wenn der Lockdown schon vorüber wäre. Mit knurrendem Magen wandern wir zum Pickup Camper zurück, wo der gut gefüllte Kühlschrank wartet.

Die abwechslungsreiche Wanderung hat uns viel Spaß gemacht. Der alte Friedrich von Sckell, Begründer des klassischen Landschaftsgartens in Deutschland, schrieb um 1780 über das Karlstal: „Eines der schönsten Thäler, die ich in dieser Art gesehen (…) habe…“ Das gilt noch heute, ein Besuch lohnt sich.