Es gibt in jedem Urlaub Tage, die man am liebsten streichen würde. Noch bevor die heutige Tour beginnt, erwartet uns die erste unangenehme Überraschung. In der Nacht sind einige Zentimeter Schnee gefallen, damit hatten wir Mitte Juni nicht gerechnet. Während wir die Frontscheibe vom Eis befreien, danken wir im Stillen unserer Fachwerkstatt, die unsere Heizung noch kurz vor der Abfahrt repariert hatte.
Auf den geplanten Spaziergang am Seeufer verzichten sir, im Schneetreiben wäre ohnehin nicht viel zu sehen. Aber die Geothermiezone mit den rauchenden Solfataren wollen wir nicht verpasse. Schon von weitem sieht man die Dampfschwaden des geothermischen Kraftwerks, mit dem die Isländer umweltfreundlichen Strom produzieren. Gegenüber liegt der Parkplatz, wo man zum Rundgang startet zwischen dampfenden Erdlöchern und blubbernden Schlammtöpfen. Der Schlamm ist heißer als hundert Grad, das mussten schon einige unvorsichtige Touristen am eigenen Leib erfahren. Wegen der Gefahr von schweren Verbrennungen wird eindrücklich vom Verlassen den abgesteckten Wege gewarnt. Über allem wabert ein durchdringender Gestank nach faulen Eiern, den der Wind in alle Richtungen treibt. Ein sehr spannendes Erlebnis, wobei wir auf die Abkühlung durch die ständigen Schneeschauer gern verzichtet hätten.
Zum Aufwärmen bietet sich ein Besuch des Myvatn Nature Bath an. Eine künstliche Lagune, in der das heiße mineralstoffhaltige Wasser mehr zum Relaxen als zum Schwimmen einlädt. Rainer ist sofort begeistert von der Idee, denn es ist nur eine verschwindend kleine Zahl an Badegästen in den riesigen Becken zu sehen. Das hat einen einfachen Grund, wie in Island üblich ist das Bad ein Freibad. Umkleiden und Duschen sind im Hauptgebäude, dann geht’s hinaus in der frischen Luft zu den Pools. Die Luft ist wirklich sehr frisch, maximal 2-3° C, da soll man nur im Badeanzug draußen rumlaufen? Schon der Gedanke lässt mich frösteln. Bei allen Außenaktivitäten tragen wir mehrere Lagen warme Winterkleidung. Mütze, Handschuhe und Skiunterwäsche sind wegen des eisigen Windes immer angesagt. Ich könne im Pool gern meine Wollmütze tragen, schlägt die freundliche Dame an der Rezeption vor, um meinen Kopf im Schneeschauer warm zu halten. Nein, danke, dazu kann ich mich nun doch nicht überwinden. Unter Hohn und Spott meines Navigators, der weder Schneetreiben noch Kälte scheut, schlage ich eine Planänderung vor.
Im Hafenstädtchen Húsavík verspricht der Wetterbericht Sonnenschein, also steuern wir den Pickup gen Norden. Der Campingplatz liegt fußläufig zum kleinen Hafen, dort wollen wir uns nach Whalewatching Touren erkundigen. Früher wurden die sanften Riesen gnadenlos bejagt, jetzt wissen die Isländer dass man mit lebendigen Walen auch gutes Geld verdienen kann. Wenn die Touristenscharen kommen, was aktuell wegen Covid nicht der Fall ist. Im Ticket Office werden meien Hoffnungen herb enttäuscht. Nur eine Tour täglich wird gefahren, mehr lohnt nicht, die heutige ist schon vorbei. Ob man morgen fahren kann ist mehr als fraglich, es sei Wind aus Nord angekündigt, mit hohen Wellen, da sieht man nicht viel. Vor allem nicht, wenn man bei dem Geschaukel nur die Fische füttern kann, denke ich mir.
Sehr schade, aber nicht zu ändern, dann machen wir halt große Wäsche. Auf dem Campingplatz gibts eine hochmoderne Waschmaschine nebst ebensolchem Trockner. Eine französische Besucherin ist mit der vom Isländischen ins Englische übersetzten Anleitung des Trockners überfodert. Gemeinsam starten wir das Gerät, ich packe meine Wäsche in die Waschmaschine. Nach einer Stunde treffen wir uns wieder in der Laundry. Die Waschmaschine ist fertig, der Trockner hat auch gestoppt, aber die Wäsche ist noch ziemlich nass. Also wählen wir anderes Programm aus den kryptischen Zeichen – soll es eine volle Sonne sein oder 3 Striche nebeneinander? wieder eine Stunde warten, gleiches Ergebnis. Rainer untersucht den Trockner, unter dem Wasserbehälter die Tropfen rauslaufen, da ist irgendwas defekt. Ich erkläre es Madame und packe frustriert meine nasse Wäsche ein. Es bleibt uns nichts übrig, als dem ganzen Camper damit zu dekorieren. Rainer spannt eine Wäscheleine zwischen Garderobenhaken und Küchenschrank, ich hänge alles in Bad was an die Haken geht. In kürzester Zeit haben wir ein Klima wie in der Waschküchen. Wir heizen was das Zeug hält, um die Feuchtigkeit zum Fenster hinaus zu befördern. Mit Erfolg, nach 2-3 Stunden ist alles trocken.
So nimmt also dieser Tag voller Pleiten, Pech und Pannen doch noch ein gutes Ende.