Islandtour – Tag 12 Vatnsnes

Islandtour – Tag 12 Vatnsnes

Borgarvirki
Für heute steht eine Rundfahrt um die Halbinsel Vatnsnes im Norden Islands auf dem Plan. Durch die weite menschenleere Landschaft fahren wir über die Schotterstraße zur Felsenfestung Borgarvirki. Auf den Basaltfelsen eines Vulkans haben vermutlich Siedler zur Zeit der Landnahme mehrere Bauwerke errichtet. So berichtet es  die Heiðarvíga-Saga, schriftliche Zeugnisse über Sinn und Zweck der Anlage gibt es nicht. Wir haben einfach nur Spaß am Entdecken, klettern durch den riesigen Steinhaufen und genießen den weiten Blick über die Fjorde und ins Landesinnere.

Danach wird’s gruselig, ein riesiges Ungeheurer wartet am Strand vor Hvitserkur auf uns. Die Isländer halten es für den Hund eines Trolls, der versuchte das Meer leer zu trinken. Währenddessen ging die Sonne auf und zack war der Troll-Hund versteinert. Jetzt ist Mittsommer, die Sonne geht nicht unter, deshalb wagen wir uns an den 15 Meter hohen Felsen ran. Die Basaltstruktur steht dicht am Ufer und ist wirklich beeindruckend groß. Sie bietet zahlreiche Nistplätze für Seevögel, die den grauen Vulkanstein mit weißen Farbklecksen beleben. Im herbstlichen Dämmerlicht und bei waberndem Nebel scheint der Fels zum Leben zu erwachen und kann einem durchaus Angst machen. So nah dran entwickelt man ein gewisses Verständnis für den Volksglauben der Menschen, die seit tausend Jahren in diesem wilden Land leben.

Hvitsekur Fels

Als nächstes wollen wir ein paar quicklebendige Tiere beobachten. Auf den felsigen Inselchen vor der Spitze der Halbinsel ruhen bei Ebbe die Seehunde in der Sonne. Wieder rumpeln wir über die Schotterpiste, steuern voller Vorfreude die im Reiseführer genannte Stelle an. Sie liegt zwar auf dem Gelände eines Bauern, aber man darf sie anfahren, sofern man die befestigten Wege nicht verlässt. Falsch gedacht, am geschlossenen Gatter verkündet ein unübersehbares Schild, dass wegen brütender Vögel kein Zugang erlaubt ist. Sehr schade, aber Naturschutz geht vor.

Robbenfamilie

Etwas enttäuscht fahren wir weiter und kommen schließlich an einen Küstenabschnitt, der nicht umzäunt ist. Ein paar Meter weiter schauen Felsen aus dem Meer und da bewegt sich doch was? Schnell parken wir auf dem Seitenstreifen, außer uns sind hier nur ganz vereinzelt Autos unterwegs. Durch das verdorrte Gestrüpp vom vergangenen Jahr gehen wir runter zum schmalen Strand und entdecken tatsächlich ein paar Robben mit Baby. Man hat uns gewarnt, die Tiere sind sehr scheu und verschwinden blitzschnell im Wasser, wenn sie erschrecken. Wir bleiben still stehen, verhalten uns so ruhig wie möglich. Die Robben schauen mal kurz zu uns herüber, bleiben aber ganz entspannt. So können wir sie eine ganze Weile beobachten und fotografieren. Wieder ein ganz besonderes Naturerlebnis auf unserer Islandtour.

Islandtour Tag 11 – In Teufels Küche

Islandtour Tag 11 – In Teufels Küche


Dampfende Schlote und blubbernde Heißwasserquellen erwarten uns in Hveravellir. Ein Abstecher ins Hochland steht an, mehr als 80km über Schotterpisten fahren wir von der Ringstraße nach Süden, fast in die Mitte der Insel. Vorbei am riesigen Stausee Blöndúlon, der zur die Stromerzeugung dient. Das gesamte Seengebiet ist menschenleer, kein Boot auf dem Wasser, keine Ferienhäuser am Ufer, das ist für uns ein ungewohnter Anblick. Nichts besonderes für Island, hier im Hochland mit den graubraunen Schotterwüsten wohnt überhaupt niemand. Diese Landschaft kann man bestenfalls als karg bezeichnen, es wächst nicht mal genug Gras für ein paar Schafe.

Die Piste ist recht gut bearbeitet, wir fahren zwischen 60 – 80 km/h. Man muss die Strecke immer im Blick behalten, manchmal sind größere Steine losgerissen. Oder es gibt tiefe Querrinnen, die ablaufendes Wasser gegraben hat. Jetzt ist der Boden trocken, wir ziehen hundert Meter Staubwolke hinter uns her. Auf der einspurigen Piste gibt es nur wenig Ausweichstellen, für den Fall dass man Gegenverkehr hat. Wer eine auf seiner Seite hat, wartet dort ab, bis der andere Wagen vorbei ist. Nach dieser Regel werden auch die einspurigen Brücken passiert. Auf diesen 80 Kilometern begegnen uns nur 2 andere Allradautos, man winkt sich zu und freut sich, nicht ganz allein auf weiter Flur zu sein.

Der Ranger quittiert die holprigen Partien zwar mit heftigem Rütteln, aber sonst ohne Murren, trotz seiner tonnenschweren Last. Solange die meisten F-Straßen noch gesperrt sind, ist diese Route eine der wenigen, die überhaupt Fahrten ins Hochland ermöglicht. Man sollte sie wirklich nur mit einem echten 4x4Fahrzeug mit ausreichend Bodenfreiheit und geeigneter Bereifung befahren. Hier werden sie als Mountain Car bezeichnet, die üblichen Stadt-SUVs der Vermieter  sind auf solchen Stecken nicht versichert. Ein Kastenwagenfahrer aus Berlin berichtet uns abends am Campingplatz, dass die Flanke seines Vorderrades, mit üblicher Ducato Bereifung, von den scharfen Kanten der Lavasteine aufgerissen wurden. 

Auf den letzten 10 Kilometern wird die Strecke richtig anstrengend. Wir sind im Lavagebiet, enge Kurven führen über steile Anstiege, der Untergrund wird immer ruppiger. Rechts und links der Piste sind die ausgeworfenen Lavabrocken aufgetürmt, schwarz verbrannt und ausgeglüht. Uns Kinder einer Hüttenstadt erinnern sie an die Schlacken vom Hochofen, wahrscheinlich waren sie ähnlich hohen Temperaturen ausgesetzt.

Heiße Quelle

Irgendwann sehen wir vor uns Dampfwolken aufsteigen, jetzt sind wir am Ziel. Eine bewirtschafete Holzhütte, ähnlich wie man sie aus den Bergen kennt und ein geschotterter Parkplatz mit einem Dutzend 4×4 Autos. Uns zieht es zu den rauchenden Solfataren, von denen durchdringender Gestank nach faulen Eiern herüber weht. Über Holzstege spaziert man mitten durch Teufels Küche und schaut in die blubbernden Hotpots, die umrahmt sind von den bunten Ablagerungen der ausgespuckten Mineralien. Ein Minivulkan lässt zischend Dampf ab, wie ein überhitzter Schnellkochtopf. Bei anderen Löchern im Boden scheint sich nichts zu tun, bis plötzlich eine kleine Fontäne hochkocht, so dass man die ausgestrahlte Hitze spürt. Es ist ein spannender Rundgang mit faszinierenden Einblicken.

Das Highlight in dieser Einöde ist der „Badepool“ nach isländischer Art.

Natürlicher Pool
Ein natürlicher Felsenpool gespeist von zwei einfachen Wasserrohren, die beständig  plätschern. Sehr heiß und erfrischend kalt, mischen muss man selbst. Was zu viel ist fließt einfach in den Bach. Da der Hotpot unter freiem Himmel liegt, gibt es eine automatische Kühlung durch den kalten Wind oder auch mal einen Regenguss. Kein Isländer kommt auf die Idee, einen Hotpot unter Dach und Fach anzulegen. Alle Schwimmbäder sind hier Freibäder, trotz der kalten Temperaturen. Für die kostenlose Heißwasserbereitung sorgt überall die Geothermie, deshalb hat auch der kleinste Ort ein Bad. Für uns eine neue Erfahrung, diese nordische Badekultur hat ihren Reiz.

Islandtour Tag 10 – Besuch in der Vergangenheit

Islandtour Tag 10 – Besuch in der Vergangenheit

Torfhof
Das Glaumbaer Museum in Varmahlid ist einer der besterhaltenen Torfrasenhöfe Islands. Es vermittelt einen Eindruck von der Lebensweise der ländlichen Bevölkerung in längst vergangenen Zeiten.

Die traditionelle Bauweise aus dicken Torfsoden für Wände und Dach, das komplett mit Gras bewachsen ist, war bis etwa 1900 üblich. Sie bietet eine ausgezeichnete Wärmeisolierung und ist eine Konstruktion, die ohne hölzerne Balken auskommt. Bis heute sind in Island große Bäume für den Hausbau Mangelware. Die ursprüngliche Hofanlage soll aus dem 11. Jahrhundert stammen. Das heutige Gebäudeensemble des Museums stammt vom Anfang des 19. Jahrhunderts. Es gehörte einer wohlhabenden Familie, die mit einer Reihe dienstbarer Geister unter einem Dach lebte.

Mit romantischen Vorstellungen von der guten alten Zeit wird schnell aufgeräumt in diesem Museum. Insgesamt wohnten und arbeiteten hier mehr als 20 Menschen auf engstem Raum. Man kann es sich heute kaum vorstellen, aber Privatsphäre gab es damals nicht. Nur das Hausherrenpaar hatten eine eigene Schlafkammer. Die Knechte und Mägde teilten sich jeweils zu zweit ein Bett im großen Aufenthaltsraum. Er war streng nach Männer- und Frauenseite getrennt, auch an den Abenden, wenn alle mit Handarbeiten beschäftigt waren, musste jeder auf seiner Seite sitzen

Durch die winzigen Fenster dringt nur ein diffuses Licht in das Ensemble aus 11 kleinen Gebäuden. Es sind Küche, Milchkammer, Vorratslager oder Werkstätten, die unterirdisch durch dunkle Gänge verbunden sind. Die Torfwände unterdrücken Geräusche und verströmen noch immer einen erdigen Geruch. Selbst heute, an einem hellen Sommertag, hat man unwillkürlich den Eindruck eine Erdhöhle zu betreten. Wie man hier die langen Wintermonate ohne Tageslicht im Schein von Öllampen verbringen musste, mag man sich nicht mal vorstellen.
Die Schmuckgiebel mit den großen Fenstern wurden erst im 19. Jahrhundert vorgesetzt, als es Mode wurde sich nach außen zu öffnen. Diese Räume wirken hell und freundlich, hier zu wohnen kann man sich am ehesten vorstellen.

Alle Räume sind reich mit Möbeln, Werkzeugen und Alltagsgegenständen dieser Zeit ausgestattet, so dass man einen authentischen Einblick in die Lebensweise der Bewohner erhält. Verständigungsprobleme gibt es nicht, für ausländische Besucher liegt eine umfangreiche Beschreibung der Gebäude in mehreren europäischen Sprachen bereit. Wir finden das Museum sehr informativ, man kann sich in aller Ruhe die Exponate ansehen. Angesichts des hohen Erhaltungsaufwandes der Anlage fanden wir den Eintrittspreis angemessen.

Islandtour Tag 9 – Mini-Metropole

Islandtour Tag 9 – Mini-Metropole

Kirche Akureyri
Islands viertgrößten Stadt Akureyri gilt trotz nur 19.000 Einwohnern als wahre Metropole des Nordens. Mit einem Flughafen, einem Kongresszentrum und dem Tiefwasserhafen im Fjord hat sie alles, was eine richtige Metropole ausmacht. Wenn hier Kreuzfahrtschiffe tausende Besucher in die kleine Stadt brachten, war sicher eine Menge los. Doch zur Zeit ist man noch verschont von dieses touristischen Auswüchsen und kann ganz entspannt die Stadt entdecken.

Sofort ins Auge fällt die lutherische Kirche, die auf einem Hügel hoch über der Stadt steht. Sie wurde vom gleichen Architekten erbaut wie die bekannte Hallgrimskirka in Reykjavik, was die Ähnlichkeit erklärt. Leider ist sie wegen Renovierungsarbeiten geschlossen, deshalb bummeln wir weiter zur Fußgängerzone. Viele Geschäfte mit Outdoor Bekleidung, nicht weiter überraschend in diesem Land. Überraschend finden wir den Andrang in den kleinen Cafés. Wirklich jeder Stuhl in der Sonne ist besetzt von eher leicht bekleideten Isländern. T-Shirt oder kurze Hosen scheinen uns auch bei windstillen 8° noch sehr mutig zu sein.

Das ultramoderne Kongresszentrum hat nicht ganz soviele Besucher, was sicher auch an den Folgen der Pandämie liegt. In den Straßen am Hafen stehen die ältesten Häuser, aus der Gründungszeit Mitte des 19. Jahrhunderts. Auf Schautafeln wird die Entwicklung der Stadt unter der dänischen Herrschaft mit Texten und alten schwarz-weiß Fotografien erläutert.

Wir wandern hinauf zu den Hügeln oberhalb der Kirche und spazieren vorbei an gepflegten Bürgerhäusern zum Botanischen Garten. Hier erwartet uns natürlich keine farbenprächtigen exotischen Zierpflanzen. In den gepflegten Rabattten blühen bunte Tulpen und Osterglocken, die meisten hier vertretenen Gewächse kennen wir aus dem eigenen Garten. Überall sind Gärtnerinnen an der Arbeit, fahren Schubkarren voll Erde bei oder bringen  Grünschnitt weg. Offenbar ist das Island ein gängiger Frauenberuf. Hier ist eben manches anders.

Islandtour Tag 8 – Auf dem Vulkan

Islandtour Tag 8 – Auf dem Vulkan

Vulkankrater
Heute treten nur noch sporadisch Graupelschauer auf, wir beschließen ins Vulkangebiet bei Myvatn zurückzukehren. Die kleine Höhle, die wir ansteuern, ist Millionen Zuschauern aus der Serie Game of Thrones bekannt. Jon Snow hat hier mit seiner Ygritte gebadet, das ist leider nur in Hollywood möglich. Das Wasser im natürlichen Felsbecken ist nämlich 46° Grad heiß, wir gewöhnlichen Sterblichen würden uns ganz schnell verbrühen. Den Zauber des Original-Dreh-Schauplatzes beeinträchtigt dieses Wissen aber kaum.

Wir haben uns höhere Ziele gesteckt, genauer wollen wir auf den Krater eines erloschenen Vulkans steigen. Auch hier nur ein paar Autos auf dem Parkplatz, die Zuwegung ist bestens ausgeschildert, Eintritt oder Parkgebühren kennt man hier nicht. Auf dem ausgewiesenen Weg wandert man an der Flanke des Vulkans hinauf auf  knapp 200 Meter Höhe über die Umgebung. Der Untergrund aus  leichten Tuffsteinen, die unter jedem Schritt nachgeben, macht das Gehen mühsam. Aber dann sind wir oben, stehen auf dem Rand dea Kraters und schauen mitten hinein. ein spektakulärer  Anblick. Fast kreisrund ist das riesige Loch, wie man sich das vorstellt, nur in der Mitte erhebt sich ein kleiner Kegel, der nach dem Ausbruch noch angehoben wurde. Erst vor 2.500 Jahren ist der Vulkan ausgebrochen, das ist nicht lange her. In einem weiten Umkreis hat er Tuff und glühende Asche geschleudert, das erkennt man auch ohne Geologie studiert zu haben.  Es gibt hier keine Pflanzen, keine Insekten summen, kein Vogel ist zu sehen. Wir hören nur den Wind rauschen und sind fasziniert von diesem Erlebnis.

Unten am großen Myvatn See gehen wir eine ausgeschilderte Runde, die uns weitere Zeugnisse der vulkanischen Aktivität zeigt. Oder sind die Steintürme mitten im See etwa Reste von Brückenpfeilern? Der Legende nach wurden sie von Trollen erbaut, man könnte es fast glauben. Die Basaltklötze scheinen ziemlich ungelenk aufeinander gesetzt worden zu sein. Ein Stück weiter am Weg stoßen wir auf bizarr geformte Bäume, hinter denen sich eine kleine Höhle versteckt. Ein Zugang ins Elfenreich? Viele Isländer glauben an die verborgene Welt, wer weiß schon mit Sicherheit, was sich in dieser magischen Landschaft verbirgt?