Wohnmobiltour in Richtung Pyrenäen

Wohnmobiltour in Richtung Pyrenäen

Die Schulferien sind vorbei, alle Kollegen mit Kindern sind zurück an ihren Arbeitsplätzen. Jetzt können wir auch Urlaub machen, ganze drei Wochen haben wir für eine ausgedehnte Wohnmobiltour in Richtung Pyrenäen. Ohne Zeitdruck rollen wir über mautfreie Autobahnen und Landstraßen quer durch Frankreich

Den ersten Stop machen wir im südlichen Burgund, im romantischen Städtchen Auxerre. Warum hier? Weil die Rebsorte Auxerrois, eine fruchtiger weißer Burgundersorte, bisher das einzige war, was wir mit diesem Namen in Verbindung brachten. Deshalb beschließen wir, den Ort mit seiner wechselvollen Geschichte kennenlernen. Zur Römerzeit lag er an der Schnellstraße Via Agrippina, die für Truppenbewegungen gebaut worden war. Deshalb zogen in den folgenden Jahrhunderten immer wieder fremde Eroberer durch Auxerre. Im Jahr 1429 machte Jeanne d‘Arc mit ihrem Heer hier Quartier, um in der Kathedrale zu beten, bevor sie loszog, um die Krönungsstadt Reims und ganz Frankreich von den Engländern zu befreien. So ganz ist ihr das nicht gelungen, wie die britischen Wohnmobile am Stellplatz beweisen. Wahrscheinlich wird Boris Johnson in dieser Hinsicht mehr Erfolg haben mit seinem geplanten Brexit.

Kathedrale Saint Étienne

Wohnmobiltour in Richtung Pyrenäen Kathedrale Auxerre

Wir beziehen Quartier auf dem offiziellen Wohnmobilstellplatz am Ufer der Yonne beim Sportboothafen. Hier gibt es keine Stromsäulen, keine V&E und keine Übernachtungsgebühren. Der schöne Blick auf Kathedrale und Altstadt ist völlig kostenlos. Über die Fußgängerbrücke spazieren wir in ein paar Minuten in die Stadt. Bis ganz nach oben zur Kathedrale dauert es ein wenig länger. Wir bewundern die reich mit Figuren geschmückte Fassade, frisch renoviert strahlt der helle Stein im Sonnenschein. Die riesigen Buntglasfenser sind beeindruckend, nach so vielen Jahrhunderten leuchten sie noch immer in intensiven Farben.

AuxerreUhrturm

Sehr schön ist der Bummel durch die Altstadt mit dem vergoldeten Uhrturm, der an die Kulisse eines Märchenfilms erinnert. Vorbei an hübschen Fachwerkhäusern geht es bei hochsommerlichen 34 Grad im Schatten. Wo gibt’s denn hier ein Eiscafé? Leider Fehlanzeige, wir sind in Frankreich, hier finden wir nur edle Boutiquen und Parfümerien. Doch dann entdecken wir das Schild eines veritablen Maître Chocolatier.

Macarons

Es verspricht höchste Handwerkskunst bei der Herstellung von Macarons und Fruchtsorbets. Höchste Preise verlangt er leider auch für seine Kreationen. Egal, im Urlaub darf man sich auch mal was gönnen!

Als die Dunkelheit einfällt, werden die großen Gebäude von außen beleuchtet. In den Gassen der Altstadt verbreiten die altmodische Kutscherlaternen ihr romantisches Licht. Die Musik einer Liveband verschönt den milden Sommerabend, die Lichter spiegeln sich im ruhigen Fluss. Mit einer Überdosis Romantik fängt unser Urlaub an. Morgen geht es weiter auf der Wohnmobiltour in Richtung Pyrenäen.

Hauptstadt des Champagners

Hauptstadt des Champagners

Es ist nur ein kleines französisches Städtchen, aber dennoch ist Épernay im ganzen Land bekannt als Hauptstadt der Champagners. Dort wollen wir uns umschauen, den Ort besuchen wo die berühmten Handelshäuser ansässig sind. Zu welchem Wohlstand die Bürger kann man am prächtigen Rathaus ablesen. Zwischen exakt angelegten barocken Rabatten residiert der Bürgermeister im französischen Teil eines weitläufigen Parks. Trotz der Trikolore an der Fassade erinnert uns die Mairie mehr an ein Schloss, als an das profane Dienstgebäude einer Stadtverwaltung. Nach dem Rundgang schlendern wir weiter zum weitläufigen englischen Landschaftspark. Mit Bänken um den Teich samt einer munter sprudelnde Fontäne scheint er wie für ein Picknick geschaffen zu sein. Hier kann man im Schatten hoher Bäume wunderbar der Mittagshitze entfliehen.

Champagner-Hauptstadt Park

Anschließend geht’s zur wohl bekanntesten Kellerei in Épernay, Moët & Chandon. Ihre Champagnermarken kennt man auf der ganzen Welt. Hier lagern die Flaschen zur perfekten Reifung in kühlen Stollen, die kilometerweit in den Kalkfelsen führen. Die imposanten Gebäude und die Showrooms sind auf jeden Fall einen Besuch wert.

Showroom Champagner-Hauptstadt Épernay

Angesichts des hochpreisigen Angebots belassen wir es diesmal bei der Besichtigung. Ob die Tour durch die Keller mit kleiner Verkostung 25€ wert sind, mag der geneigte Besucher vor Ort selbst entscheiden. Wir erweisen im Vorhof dem guten Dom Pérignon unseren Respekt. Auch er scheint zu staunen über die zahlreichen Touristengruppen aus Übersee, die zu ihrer Führung abgeholt werden.

Dom Pérignon Champagner-Hauptstadt

Solch einen durchorganisierten Besucherandrang hatte sich der Mönch bestimmt nicht vorgestellt, als er im 17. Jahrhundert die Methode der Flaschengärung entwickelte. Heute gilt sie als die traditionelle Methode zur Champagner-Herstellung, nichts anderes ist erlaubt für das festlichste aller Getränke.

Oldtimer Champagner-Hauptstadt Épernay

Wir genießen den interessanten Spaziergang durch die Champagner-Hauptstadt, auch abseits der Avenue du Champagne. Überall entdeckt man aufwendig restaurierte historische Gebäude und andere Relikte aus der guten alten Zeit. Es wäre wirklich zu schade, nach der obligatorischen Kellereibesichtigung auf einen Rundgang durch Épernay zu verzichten.

Natürlich künstlich – der Lac du Der

Natürlich künstlich – der Lac du Der

Nach zwei total entspannten Tagen in Champagnerlaune beschließen wir, auf der Rückfahrt noch eine Nacht am Lac du Der zu verbringen. Der Marne-Stausee liegt in der südlichen Champagne, mit seinen 48 km² Wasserfläche ist er ein Paradies für Wassersport aller Art. Der See ist natürlich längst kein Geheimtipp mehr, bei unserer Ankunft säumen bereits viele geparkte Wohnmobile den Straßenrand. Ob wir mitten in den französischen Schulferien überhaupt noch einen freien Platz finden werden? Der erste Stellplatz ist bereits völlig überfüllt, nichts zu machen. Die Camping-App zeigt uns noch mehrere Ausweichmöglichkeiten an. Als nächste fahren wir Giffaumont-Champaubert an, bei über 60 Stellplätzen scheinen die Chancen besser zu sein. Hier finden wir tatsächlich trotz Ferienzeit und Wochenende schließlich noch ein ruhiges Eckchen für unseren Camper.

Auf der gegenüberliegenden Seite der Landzunge besuchen wir den schön angelegten Sandstrand und eine Seglerbasis mit Restaurant. Ein weiteres Freizeitangebot wurde ganz in den Wald integriert, der Hochseilgarten ist eine echte Herausforderung für mutige Kletterer. Über allem liegt eine entspannte Urlaubsatmosphäre, auch im Hochsommer verteilen sich die Gäste im weitläufigen Gelände. Nur am Seezentrum sind die Terrassen der Restaurants voll besetzt, auf den liebevoll gestalteten Spielplätzen toben sich die Kinder aus. Neben der Tourist-Information sind mehrere Geschäfte, ein kleiner Markt und sogar ein Spielcasino.

Lac du Der Vogelinsel
Auf der Insel im Lac du Der rasten die Zugvögel.

Obwohl das gesamte Gelände rund um den Lac du Der künstlich angelegt wurde, wirkt es, als sei der See ganz natürlich in die leicht gewellte Landschaft eingebettet. Die kleine Insel beim Seglerhafen Giffaumont Champaubert ist über eine elegant geschwungene Fußgängerbrücke zu erreichen.

Hier könnte man gut noch ein paar Tage länger bleiben, doch leider ist unser langes Wochenende schon wieder vorbei. Hierher kommen wir bestimmt wieder. Doch beim nächsten Besuch bringen wir die Räder mit für eine Tour um den Lac du Der

Wochenende in Champagner-Laune

Wochenende in Champagner-Laune

Mitte August 2019 konnten wir das Wochenende um zwei Tage verlängern, genug Zeit für eine entspannte Tour von mittlerer Entfernung. Die Champagne ist in weniger als 3 Stunden Fahrt erreichbar, ideal für ein Wochenende in Champagner-Laune. Die Region kannten wir bisher nur von der Durchreise, abgesehen von einem Besuch in Reims vor einigen Jahren. Diesmal zog es uns mehr ins Grüne, als zu den berühmten Kathedralen. Ein schöner Stellplatz war schnell gefunden, direkt bei einem Weingut im beschaulichen Vandrières, ca. 30km südwestlich von Reims. Für kleines Geld wird hier alles geboten, was der Camper braucht, absolut empfehlenswert.

Champagne Nowack
Champagne Nowack in Vandrières

Familienbetrieb mit langer Tradition

Wir kommen erst am Abend an, trotzdem hat Madame innerhalb weniger Minuten einen schönen Platz für uns. Ob man wohl jetzt noch eine Flasche ihrer edlen Tropfen erstehen könne? Ein mildes Lächeln und wir werden in den Dégustationsraum geführt.

Seit 1795 ist die Familie in der Champagne ansässig, heute produziert sie nach der tradionellen Methode verschiedene Champagnersorten, die wir alle der Reihe nach probieren können. Natürlich sind wir nicht allein, auch die Stellplatznachbarn machten mit. Eine lustige Runde mit flämischen Belgiern, französischen Mobilisten und einem britischen Paar auf dem Weg nach Italien. Ein Hoch auf die europäische Freundschaft und die Freizügigkeit des Reisens!

Champagner am Camper beim Wochenende in Champagner-Laune

Der Camper parkt gleich nebenan, auf einer baumbestandenen Wiese verteilt sich ein gutes Dutzend Mobile in familiärer Atmosphäre. Sehr praktisch, wenn nach der Dégustation niemand mehr fahren muss. Nimmt man noch eine Flasche Champagner mit zum Camper, wird der geeiste Sektkühler mit zwei Gläsern gleich mit ausgeliehen. Eine wunderbare Idee für einen lauen Sommerabend. Zusammen mit den kleinen Bläschen, die so schön im Glas perlen, verfliegt auch gleich der Stress des Alltags.

Wanderung durch die Weinberge

Wochenende in Champagner-Laune Weinberg-Wanderung

Direkt vom Stellplatz aus wandern wir bei bestem Sommerwetter in 15 Minuten hinunter zur Marne. Die hügelige Landschaft mit ihren Feldern und kleinen Orten wirkt absolut entschleunigend auf uns. Gelegentlich tuckert ein Ausflugsboot durch die Schleuse, sonst herrscht Stille. Weiter am Fluß entlang führt der Weg einige Kilometer in Richtung des Nachbarortes Châtillon-sur-Marne. Im Hof eines Bauern hat eine kleine „Bar“ geöffnet, wie wir sie als Straußwirtschaft kennen. Wir nehmen einem kleinen Imbiss aus hausgemachter Salami, Schinken und Käse vom Brett. Dazu ein ebenfalls hausgemachtes Glas Champagner, eine interessante Kombination. So gestärkt steigen wir den steilen Berg hinauf zur riesigen Statue des Paptes Urban II, einem Spross des örtlichen Adels.

Wochenende in Champagner-Laune Statue Papst Urban II

Von der Plattform hat man einen weiten Blick, fast 360 Grad, auf das gesamte Umland. Doch Urban weist mahnend zum Himmel, an dem sich immer mehr dunkle Wolken türmen. Also wandern wir zurück durch die Weinberge, die wachsenden Gewitterwolken immer im Blick. Nach fast 10km Wanderung sind wir wieder fast am Stellplatz, als uns der heftige Regen doch noch erwischt. Das macht aber nichts, die schöne Tour war es wirklich wert!

Wochenende in Champagner-Laune Champagne Velo
Spezialausrüstung für Radtouren in der Champagne

Übrigens kann man in der Champagne auch ausgedehnte Fahrradtouren machen. Am besten radelt es sich auf einem Velo mit der entsprechenden Spezialausrüstung. Dann bleibt man das ganze Wochenende in Champagner-Laune.